Der Karp- Cyprinus carpio

Carp (GB) - Carpe (F) - Carpa (E) - Carpa (I) - Karper (NL) - Karpe (DK)

Merkmale

Vorkommen

Arten

Lebensweise

Fortpflanzung

Teichwirtschaft

Preisentwicklung

Gesundheit

 

Merkmale:

Die Stammform des Karpfens, der Schuppenkarpfen, besitzt einen gestreckten, seitlich etwas abgeflachten Körper und ein endständiges, rüsselartig vorstülpbares Maul mit vier Bartfäden an der Oberlippe, von denen zwei kürzer sind. Die Schlundzähne sind dreireihig, die Schwanzflosse deutlich zweizipflig. Entlang der Seitenlinie besitzt der Karpfen 33 bis 40 große Schuppen.

Vorkommen:

Die ursprünglichen drei Arten kamen vor in

Als Teichfisch wurde der Karpfen im 13. bis 15. Jahrhundert über fast ganz Europa verbreitet. Inzwischen ist er weltweit verbreitet.

Mit seinem geringen Sauerstoffbedarf bevorzugt er warme, stehende oder langsamfließende Gewässer mit Sand- oder Schlammgrund und reichhaltigem Bewuchs.

Ein Hinweis auf die Anwesenheit von Karpfen ist eine auffallende Trübung des Wassers, die sich aus der Nahrungssuche im Bodenschlamm ergibt.

 

Arten:

Bei den Zuchtformen werden folgende vier Arten unterschieden:

Schuppenkarpfen

Spiegelkarfpen

Zeilkarpfen

Leder- oder Nacktkarpfen

 

Während der Spiegelkarpfen rein gezüchtet werden kann, weisen die Nachkommen von Zeil- und Lederkarpfen alle vier Beschuppungsformen auf.

Durch Auslese wurden hochrückige sowie gestreckte, breitrückige Rassen herausgezüchtet.

Hochrückige Arten

Gestreckte Arten

Aischgründer Karpfen

Galizischer Karpfen

Fränkischer Karpfen

Lausitzer Karpfen

Böhmischer Karpfen

 

Lebensweise:

Tagsüber hält sich der Karpfen meist an tiefen, geschützten Stellen auf und verhält sich scheu und vorsichtig. Erst während der Dämmerung und in der Nacht geht er auf Futtersuche. Er ernährt sich in der Hauptsache von Tieren, die im weichen Untergrund versteckt sind wie z. B. Würmer, Kleinkrebse, Insektenlarven und kleine Weichtiere sowie Pflanzen. Alte Tiere stellen auch kleinen Fischen und Molchen nach.

 

Fortpflanzung und Entwicklung:

Mit drei bis vier Jahren werden die Karpfen geschlechtsreif. Ab einer Wassertemperatur zwischen 17 und 20°C laichen sie zwischen Mai und Juli. Die Männchen, auch Milchner genannt, haben zu dieser Zeit auf Kopf und Brustflossen einen schwachen Laichausschlag. An ruhigen, seichten und mit Pflanzen bewachsenen Uferstellen wird der Laich im Abstand von etwa einer Woche abgelegt. Die Weibchen, Rogner genannt, haben pro Jahr je nach Größe zwischen 200.000 und 700.000 circa ein Millimeter große, klebrige Eier.

Die ersten drei bis fünf Tage kleben die Eier an Pflanzen. Die ausschlüpfenden Larven, die dann bereits etwa fünf mm groß sind, tragen am Kopf ein Haftorgan, mit dem sie weitere ein bis drei Tage unbeweglich an Wasserpflanzen hängen. Danach versuchen sie die Wasseroberfläche zu erreichen um ihre Schwimmblase mit Luft zu füllen. Nun beginnen sie mit der Nahrungssuche.

Aufgrund der hohen Laichtemparatur können sich die verwilderten Bestände in unseren Breiten nur selten natürlich fortpflanzen. Die meisten freilebenden Karpfen kommen bei uns aus Zuchtanstalten und werden als Jungfische ausgesetzt.

Karpfen können eine Länge von 150 cm und ein Gewicht von 30 kg erreichen. Die Nahrungsaufnahme ist abhängig von den Temperaturen, bei 20° bis 25°C fressen sie am meisten. Deshalb ist die Witterung während des Sommers beim Wachstum entscheidend.

 

Wachstum in Wildgewässern

1. Jahr

2. Jahr

3. Jahr

4. Jahr

5. Jahr

6. Jahr

Größe

10 cm

23 cm

34 cm

43 cm

54 cm

65 cm

Gewicht

16 g

200 g

600 g

1.250 g

 

 

Teichwirtschaft in Franken:

Der Karpfen ist der wichtigste Zuchtfisch der Teichwirtschaft. Die weltweite Ausbeute beträgt jährlich weit über 200.000 Tonnen. Bayern produziert mit ca. 6.000 Tonnen gut die Hälfte der deutschen Karpfen. Der Schwerpunkt der Karpfenteichwirtschaft in Bayern liegt im Aischgrund, dem größten zusammenhängendem Teichgebiet der Bundesrepublik. In Mittelfranken, besonders in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Neustadt-Bad Windsheim, wird in den über 3.300 Teichen rund ein Fünftel der Deutschen Speisekarpfen produziert.

Der Aischgrund umfaßt neben dem Einzugsgebiet der Aisch auch kleinere Bäche wie Lindach, Mohrbach, Seebach sowie den unteren Teil der Aurach. Neben den hervorragenden geologischen Voraussetzungen zur Anlage von Weihern ist besonders die hohe durchschnittliche Jahrestemperatur von 8 bzw. 9°C Grund für die intensive Zucht im Aischgrund. Der größte Negativfaktor im Aischgrund ist die geringe Niederschlagsmenge. In regenarmen Jahren sind besonders die Himmelsweiher, die sich nur durch Niederschläge füllen, durchaus vom Austrocknen bedroht. Die andere Art der Teiche, nämlich die Bach- oder Quellweiher, reihen sich im Aischgrund zu kilometerlangen Ketten, die das Gebiet deutlich prägen.

Der Produktionsablauf bei der Karpfenzucht:

 

Zeitraum

Bezeichnung

Verlustrate

1. Jahr

Mai

Mai/Juni

Juni - September

K0 (freßfähige Brut)

KV (vorgestreckte Brut)

K1 (einsömmrige Brut)

50 %

 

25 %

2. Jahr

April - September

K2 (Setzlinge)

10 %

3. Jahr

April - September

K3 (Speisefisch)

5 %

 

Die Karpfenzucht im Aischgrund kann auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken. Bereits im Mittelalter haben hier insbesondere die Klöster auf den damals infolge des hohen Grundwassers ertragsarmen Flächen begonnen, Teiche anzulegen.

Nicht nur der hohe Bedarf der Klöster während der Fastenzeit ließ die Anzahl der Teiche wachsen. Auch die einfachen Leute ließen den Karpfen bei Gastmählern nicht fehlen. Die starke Nachfrage führte im 15. Jahrhundert sogar dazu, daß der Preis für Karpfen weit über dem von Fleisch lag. Durch die zunehmende Bevölkerungszahl stieg Mitte des 18. Jahrhunderts der Bedarf an Getreide und damit sein Preis, während tierische Erzeugnisse an Wert verloren. Dadurch verschwand in weiten Teilen Deutschlands die Teichwirtschaft.

Durch die Bodenbeschaffenheit im Aischgrund und der Absatzmärkte in den Städten Erlangen, Fürth und Nürnberg blieben dort viele Teiche erhalten. Erst um 1880, als der Getreidepreis wegen den Importen aus Übersee wieder sank, wuchs die Anzahl der Teiche wieder. Durch den Verlust der ehemaligen Kerngebiete der Karpfenzucht, wie z. B. Schlesien, Böhmen und Mähren, gewann der Aischgrund nach 1945 überregional an Bedeutung.

 

Preisentwicklung:

Nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1657 wurde 1 Pfund Karpfen für 6 Kreuzer angeboten. Zu dieser Zeit verdiente ein Tagelöhner 12 Kreuzer, von denen er sich fast 5 Pfund Fleisch, 4 Hennen, etwa 150 Eier und 6 Maß Bier kaufen konnte.

Besonders durch die günstigen Importkarpfen sank der Preis in den letzten Jahrzehnten deutlich. Kostete 1954 das Pfund Karpfen noch DM 8,--, so konnten 1972 nur noch DM 7,-- erzielt werden.

Gesundheit:

Besonderes Lob zollte die bayerische Staatssekretärin bei der Eröffnung der Kaprfensaison am 3. Sept. '99 am Demantsfürther Gemeindeweiher im Aischgrund der Qualität des Karpfens, seinem vorzüglichen Geschmack und seiner Bedeutung für eine gesunde Ernährung. Die gleichbleibend hohe Qualität sei in erster Linie der naturnahen Wirtschaftsweise der Karpfenteichwirtschaft zu verdanken, sagte Frau Deml. Die natürliche Eiweißquelle des Zooplanktons werde von den Teichwirten durch Zufütterung von Getreide ergänzt: "Diese Kombination sorgt für den hervorragenden Geschmack." Fertigfutter werde schon aus wirtschaftlichen Gründen so gut wie nicht eingesetzt. Die bayerischen Karpfen seien nachweislich schadstofffrei und - wegen des hohen Gehalts an mehrfach ungesättigten Fettsäuren - zur Prophylaxe und Therapie von Herz- und Kreislauferkrankungen geeignet. Den Genuss von Karpfen empfahl die Staatssekretärin auch Kleinkindern - zur Steigerung der Intelligenz, wie neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen.

Ó 2000 bei Fischgroßhandlung Peter Stoll